Bürgerschützen taufen „schrägen Vogel“

Von Tina Nitsche
 

Kussmund, Krönchen, Wallemähne und tiefblaue große Kulleraugen – beim Anblick dieser Lady verschlug es dann selbst dem Vorsitzenden der Bürgerschützen, Andreas Reckel, die Sprache. „Ich bin jetzt 37 Jahre Mitglied in diesem Verein, aber so einen schrägen Vogel, nein, den habe ich noch nie getauft. Unfassbar!“ Mit diesen Worten schritt Reckel am Samstagabend beim traditionellen Biwak auf der Wiese gegenüber vom Bauernhof St. Georg zur Tat und taufte das engelsgleiche Wesen auf Geheiß der Erbauer auf den Namen „Schützenluder“.

Und damit steht der Jagd auf die Dame unter dem Kugelfang am 14. Mai nichts mehr im Wege. Und wer sich nun fragt, ob besagte Lady dort oben in luftiger Höhe überhaupt genug Platz hat: Keine Sorge. Das hat das Erbauerteam exakt berechnet und vermessen. Der ungewöhnliche Königsvogel geht in diesem Falle auf das Konto einer Dame. Angelika Woesthoff hatte das Recht zum Vogelbau ersteigert, und ist damit nach der Tochter von Winnie Bolte, die zweite Frau im Verein, die den Vogel nicht nur ersteigerte, sondern auch erbaute. Idee und Zeichnungen für das engelsgleiche Vogelvieh gehen auf ihr Konto. Beim Bau hat dann selbst seine amtierende Majestät Theo Bonkhoff mitgewirkt. „Wir waren ein großes Team, Jürgen und Karin Heubrock, Bernhard und Andrea Kröger, Marita und Norbert Rüschenschmidt, mein Mann Ralf und meine Wenigkeit, also praktisch fast unser gesamter Hofstaat“, verriet Angelika Woesthoff. Ihr Mann Ralf begab sich sogar im Internet auf die Suche nach passendem Schneidgerät. „Das war gar nicht so einfach, denn so ein Vögelchen kann man nicht mit jeder beliebigen Maschine fertigen, also haben wir nach einer elektrischen Fräse gesucht und sie gefunden“, beschreibt Woesthoff.

In feinste Damasttischdecke gehüllt, trat „Schützenluder“ dann, begleitet von den Klängen des Kolpingspielmannszuges, am Samstagabend den Weg zum König an. Dort wurde sie dann feierlich enthüllt unter großen „Ahs“ und „Ohs“.

Ihr Pendant ist „Kevin Danger“. Denn auch Tristan Entrup und Lukas Trahe waren fleißig. Sie bauten das Vogelvieh für die Avantgarde. Die Taufe nahm Jugendwart Patrick Drees vor. Bei Lagerfeueratmosphäre mit viel Musik wurde dann anschließend gefeiert. Und am 14. Mai, „dann ist das erlaubt, was sonst tabu ist. Wenn man(n) sonst im Leben eine Frau nicht einfach abschießen kann, dann ist es erlaubt“, so die Erbauerin lachend.